Hilmar von Campe, Zum nachdenken zwingender Autor und Redner

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KOMMENTARE AUS DEN USA

Der russische Präsident Vladimir Putin erklärte zum 60 Jahrestag des Kriegsendes anläßlich der Siegesfeiern in Moskau, daß damals „das Gute über das Böse“ gesiegt habe. Der ehemalige Präsident Litauens, Vytauta Landsbergis, sah die Dinge etwas anders. Unter Hinweis auf die Absage der Präsidenten Estlands und Litauens, Arnold Rüütel und Valdas Adamkus auf die Einladung an den Feierlichkeiten teilzunehmen sagte er, „In Moskau soll die Befreiung Europas von Nazi Deutschland durch die Rote Armee gefeiert werden. Dabei war Rußland  - in Gestalt der Sowjet Union – selbst Verursacher dieses Krieges.“

Er verwies auf den Molotow-Ribbentrop Pakt (1939), der Hitler den Rücken für seinen Überfall auf Polen und den Krieg gegen den Westen frei machte. „Putin  möchte die Feiern in Moskau zur Befreiung vom Nationalsozialismus verstanden wissen, tatsächlich aber feiert Rußland seine Eroberungen: Teile Rumäniens, Ungarns, der Slowakei, Finnlands, Ostpolen, Königsberg und die baltischen Staaten. Und diese Eroberungen haben nicht erst im Zuge der Niederwerfung Nazi-Deutschlands begonnen. Finnland, Polen, Rumänien Estland, Lettland und Litauen wurden allesamt schon vor dem Angriff Hitlers auf die Sowjetunion am 21, Juni 1941 angegriffen und teilweise – wie zum Beispiel die baltischen Staaten – annektiert. Mit der Einladung nach Moskau werden also ehemals versklavte Staaten gebeten, ihre eigene Gefangenschaft zu feiern!“. Einem Bericht dr Zeitung „Die Welt“ zufolge lehnte Putin es ab, daß Rußland sich für die Besetzung der baltischen Staaten entschuldige, wie es die drei neuen Mitglieder, nämlich die baltischen Staaten, fordern. Der Oberste Sowjet habe den Molotov-Ribbentrop Pakt 1989 für nichtig erklärt. Damit sei dei Frage erledigt. „Wir wollen darüber nicht mehr reden.“ Sehr bequem und nicht annehmbar!

Einem Bericht des Spiegel in der Ausgabe 13/2002 zufolge wurden 1.400.000 Frauen im Zuge der Vertreibung von den Soldaten der Roten Armee in Ostdeutschland vergewaltigt. Autor Hans Nawratil beziffert die Anzahl der Toten aufgrund der gewaltsamen Vertreibung der deutschen Bev’lkerung aus Osteuropa und Ostdeutschland ohne Berücksichtigung der Gewaltverbrechen der Sowjets in Mitteldeutschland und den in der sowjetischen Gefangenschaft umgekommenden deutschen Soldaten auf 2,8 – 3 Millionen Menschen. Die sowjetischen Soldaten vergewaltigten, mordeten, plündersten, zerstörten.

Die Aussage Putins muß daher als grober Zynismus eines Lügners bezeichnet werden, der sich weigert, der Realität der sowjetischen Gewaltherrschaft ins Auge zu sehen und weiterhin versucht, die Menscheit zu täuschen. Dieses umso mehr, als er erst kürzlich den Zusammenbruch des Sowjet Staates als die geo-politsch größte Katastrophe des vorherigen Jahrhunderts bezeichnete.

Mein Vater wurde nach Einmarsch der sowjetischen Truppen in Freiwaldau im Ost Sudetenland von diesen verschleppt. Er war Landrat und hatte sich keinerlei Vergehen schuldig gemacht. Der nachfolgende Brief des Bürgermeisters von Freiwaldau, Karl Bittmann, an meine Mutter, der mit meinen Vater bis zu dessen Tod zusammen war, gibt Zeugnis über das, was damals Hunderttausenden von unschuldigen Menschen passierte.Auch Karl Bittmann hatte nichts verbrochen. Der Brief geriet erst in diesem Jahr in meine Hände. Ich habe den Russen für den Mord meines Vaters vergeben, so wie wir Vergebung für die Verbrechen der Nazis, die im Namen Deutschlandäs begangen wurden, brauchen. Ich habe keinerlei Bitterkeit oder suche Rache. Aber Putin muß nicht glauben, daß er ungestraft das Blaue vom Himmel lügen darf. Seine Glaubwürdigkeit als Demokrat ist gleich Null.

Ich stelle mir auch die Frage, was der deutsche Bundeskanzler Schröder an einer solchen Siegesfeier in Moskau zu suchen hatte. Ist ihm die Vergewaltigung und Ermordung von Millionen seiner Landsleuten egal? Hat er Putin daraufhin angesprochen?

Nachfolgend der etwas verkürzte Brief an meine Mutter:

                                                                     Kempten/Allgäu, den 2.April 1952

Meine liebe Frau Landrat

Dass ich diesen Brief schreiben musste, war für mich nicht nur eine Ehrensache, sondern auch ein Herzensbedürfniss, und trotzdem fühlte ich mich seelisch noch immer nicht in der Lage. Alles, was in der Erinnerung haftet, ersteht neuerlich vor meinen Augen, ich sehe die Tage des Oktobers 1938 und wie auf einem Filmstreifen rollt sich alles – alles vor meiner Seele ab, hundert und noch mehr schöne Stunden, in welchen immer ein Mann die führende Rolle hat, den ich lieben und verehren lernte, mit einem Charakter, mit einem Herz voller Güte und Liebe, Ihr Gatte, unser Landrat.

Sie wollen einen wahrheitsgetreuen Bericht, gnädige Frau, Sie wollen mit Ihren Kindern auch diesen Weg mit ihm gehen.  Ich will Ihnen den Bericht geben, soweit ich alle diese Stunden in Erinnerung habe.  Ich will versuchen, die Dinge aufzuzeigen, wenn ich aber auch weiss, dass das, was damals im Herz und Sinn in Ihrem Gatten vorging, nicht im Stande bin zu sagen, weil es dafür vielleicht so richtig auszudrücken keine Worte gibt.  Ich weiss nur das, dass Herr Landrat alles geduldig ertrug, in seiner Brust nur eine unstillbare Sehnsucht nach Ihnen und nach den Kindern brannte, die alles – aber auch alles überdachte.  Diese Sehnsucht erkannte ich nur immer an den tiefen – tiefen Seufzern, die aus dem Innersten hörbar wurden, wenn mich seine braunen Augen ansahen, wenn er meine Hand suchte und in mir das einzige Wesen sah, das ihn verstand, das bereit war, ohne ein Wort zu sagen, Trost zu geben.  Sehr verehrte gnädige Frau, das Verhältniss zwischen uns war nicht das Landrat und Bürgermeister, sondern das – zweier gequälter und gemarteter Kreaturen, welche sich darüber klar waren, dass die Umgebung um uns ihre eigenen Sorgen hatte und auch gar nicht gewillt waren, dem Nebenmann ein gutes Wort zu sagen. Aus dieser Erkenntniss heraus schlossen wir uns umso enger aneinander, und verbrachten die allermeisten Stunden eng aneinandergeschmiegt, Hand in Hand.  Ich will Ihnen, gnädige Frau, doch ein Bild geben, was und wie “ ER “ diese Tage ertrug!  Das wir zwei irgendwie verraten waren, ahnten wir, wer es war, wussten wir nicht, Wir wussten also bald, dass wir ein gemeinsames Schicksal hatten, und wir wurden Brüder. Wenn es Ihnen, gnädige Frau und Ihnen lieben Kinder nein kleiner Trost sein kann, mit was nur erdenklich möglich war, versuchte ich die Lage dem Herrn Landrat etwas zu erleichtern, und war es nur, dass ich ihm meinen Mantel und Decke unter seinen wundgelegenen Körper schob, oder seinen Kopf auf meinen Schoss legte, damit das furchtbare Gefühl der Verlassenheit durch die fühlbare Nähe des Kameraden etwas erleichtert wurde.  Mag Ihr Gatte in seinem ganzen Leben stehts in allen Lagen seinen Mann gestanden haben, diesem unsagbaren Leid, dieser Not und dieser Qual gegenüber war er ein hilfloses Kind geworden, so vollkommen machtlos, dass ich Zeit meines Lebens das hohe Gefühl in meiner Brust trage, einem selten edlen Menschen bis zur letzten Stunde seines Seins ein Freund gewesen bin.  Gott soll mein Zuege sein, dass ich kein Wort schreibe, was nicht die lauteste Wahrheit wäre, ich muss es Ihnen sagen, damit Sie und Ihre Kinder in der Erinnerung an ihn doch wenigstens das eine wissen, dass er nicht ganz verlassen war.  In stilleren Stunden erzählte er mir sein ganzes Leben, erzählte mir die Zeit der jungen Liebe, das Glück als Asche geboren wurde, alles – alles.  Vielleicht hatte er als Mann in der ganzen Zeit des gemeinsamen Lebensweges Ihnen nicht jene Worte laut werden lassen, die er mir gegenüber äusserte.  Worte des Glücks und höchster Befriedigung über seinen Lebenskameraden und über die Kinder, die er aus tiefster Seele und vom ganzen Herzen liebte.  Dass er über allem Leid und der Erwartung eines furchtbaren Endes nur an Sie und Ihre Kinder dachte, dass er betete, dass Gott Sie alle beschützen möge – dies alles dürfen Sie mir glauben, ich allein bin in der Lage zu sagen, Ihnen zu sagen, seine letzten Gedanken waren Sie.

Als wir am Himmelfahrtstage 1945 von Freiwaldau abfuhren, ging es nach Friedberg, wo wir in der Steinfachschule in einer Klasse über Nacht waren.  Die übrigen Klassen waren mit Soldaten der Feinde belegt. Früh am Morgen am Hof wurde uns ein russischer  Soldat gezeigt, der stark zerschlagen war.  Stadtoberinspektor Hauke, welcher aus dem ersten Weltkrieg etwas russisch sprach, hörte, dass wir das gleiche Los zu tragen haben werden.  Dort ereignete sich aber nichts, wir bekamen sogar warme Konserven zum essen, dann ging es in einem geschlossenen Lastauto ohne Fenster unter stärkster Bewachung nach Bad Landeck.  Im Keller eines Kurhauses wurden wir untergebracht, in der Nacht 5 – 6 mal gezählt.  In dieser Nacht wurde Hauke zum Verhör gerufen, er blieb lange aus und gab keine erschöpfende Antwort auf unsere Fragen. Im Laufe des Vormittags wurden wir drei, Herr Landrat, Hauke und ich in einem Personenauto nach Glatz gebracht und dort in den Festungszellen eingesperrt.  In der Nacht wiederholtes Aufrufen unserer Namen, es hiess, wir sollten erschossen werden.  Tatsächlich knallte es ununterbrochen draussen, die Schüsse aus MPI verklangen nicht.  Es kam der Morgen und die Sache beruhigte sich wieder.  Den ganzen Tag gab e seine Schüssel Suppe, Herr Landrat ass keinen Löffel trotz allem Zureden.  Sonst war Ruhe.  In der Nacht began es wieder, es kamen die ersten Verhöre, ohne Barmherzigkeit.  Wie tot lagen wir am Fussboden.  Den nächsten morgen kamen wir in ein Gefängniss, dort gab es wieder grausame Augenblicke, in der Nacht das Graben des eigenen Grabes, aber auch hier gruben wire s für andere.

Nach ca. 4 Tagen kamen wir wieder in ein anderes Gefängniss in einem Kellerraum von ungefähr 30 m2, ein ganz kleines Fenster ganz oben an die Decke reichend.  Als die Tür geöffnet wurde, waren mindestens 45 Menschen drinnen, die zum Teil hockten u. zum Teil standen, wir konnten kaum unsere Füsse hineinsetzen und standen mit den wenigen Habseligkeiten unterm Arm, als sich die Tür wieder schloss und der Schlüssel sich umdrehte. Niemals vergesse ich diese Geräusche, Schlüssel herein, Tür auf, das Zählen, ein unbeschreiblicher Akt, bei sechs scheiterte der erste Versuch bereits, wieder musste begonnen warden und es dauerte eine Ewigkeit, bis der Knecht wieder hinausging, ohne wirklich überzeugt zu sein, dass niemand fehlte. In einer halben Stunde das Manöver von einem anderen Kavalier, dann wieder Tür zu, kaum der Schlüssel herausgezogen, klirrte das riesenhafte Schlüsselbund schon wieder, man sah, dass durchs Guckloch ein Auge hereinglotzte, dann ging es wieder fort, dann ganz schnell plötzlich wieder die Tür aufgeschlossen, ein Name fast unverständlich aufgerufen, der Mann wurde herausgelassen, manchmal kam er zurück, manchmal kam er nicht mehr zurück.  So ging es Minute um Minute, nur das tappen der Posten draussen mit den MPI, dann wieder Rasseln der Schlüssel, wieder das Reinstecken der Schlüssel, wieder heraus ohne aufgeschlossen zu werden, wieder das Leuchten des Augen am Guckloch, dann wieder Zählen, das Hintreten der Stiefel ob auf die Menschen oder die Gliedmassen, nur nicht mucksen, keinen Ton der Schmerzempfindung, nur nicht reizen mit keinem Blick. So etwas rächte sich bitter. Eine Stunde hat 60 Minuten, ein Tag ein einziger Tag 24 Stunden. Tag und Nacht keine keine Ruh noch Rast, das immerfortwährende Lauern, das nie abreissende Angstgefühl, der furchtbare Gestank der Menschen, welche auf viel zu kleinen Kübeln ihre Notdurft verrichteten, welche nur früh und abends entleert wurden.  Die ganze Nacht hellbrennendes Licht und das Warten auf das einzigen Essen in Form einer undefinierbarer Suppe machte das Leben zur unsagbaren Qual.  In diesem Kellerloch waren 9 Deutsche, der Rest ca. 35 waren russische Soldaten, durchwegs Mongolen.

Es waren nur einige Stunden vergangen, und ich spürte die ersten Läuse. Wir versuchten ein Eckchen zu finden, wo wir uns niederhockten, ein Liegen war selbstverständlich ganz ausgeschlossen, das Sitzen war nur mit angezogenen Beinen möglich, nach einer Zeit stand man wieder etwas aud den Beinen, doch musste man da schon wieder so eine Stellung einnehmen, dass sich der Nachbar nicht zu einer etwas bequemeren Lage des eigenen Plätzchens verbreitete, es war eine hilflose Lage, die einem das Leben im wahrsten Sinne zur bittersten Qual machte.  In diesem Loch hat Herr Landrat keine anderen Misshandlungen zu erdulden gehabt, nur ich war täglich, das heißt, von früh bis in die Nacht draussen eine zeitlang und ich höre noch heute, wenn ich wieder hereingestossen wurde, Herrn Landrat leise sagen, “Mein Gott – mein Gott.”  Manchmal ist so ein Menschenleben im Nu beendet und ich bin heute noch nicht klar darüber, wiviel Furchtbares ein Mensch zu tragen im Stande ist.  Dieser Zustand in diesem Loch war natürlich die Folge, dass wir schon nach einigen Tagen sehr, sehr schlecht aussahen, keine Luft, kein Essen, nicht waschen können, unrasiert, sich selbst konnte man ja nicht sehen, nur am Asusehen der anderen Kameraden konnte man sich ein Bild machen.  Zu allem die fortwährende Angst. Als wir am 1. Juni auf dem Gefängnishof getrieben wurden, konnten wir fast überhaupt nichts sehen, am Körper war alles wund vom Steinfussboden, die Augen waren vom Sonnenlicht geblendet, viele stürzten zusammen.  Ich stützte Herrn Landrat, weil auch er umzufallen drohte.

Auf einmal kamen andere Leute, darunter meine gesamte Polizei aus der Stadt und meine Kameraden, welche mit uns von Freiwaldau weggeschaft wurden Sie waren bisher aber in Landeck festgehalten worden.  Sie erkannten uns erst nach längerem Forschen, Herr Landrat sah so furchtbar aus, dass er wirklich nicht mehr zu erkennen war. Wir wurden auf ein Lastauto geladen und zwar so, dass am Boden sitzend die Beine des nächsten Mannes sich ganz fest auf dem Vorderarm stellen mussten. So waren auf dem Fussboden 3 Reihen von hinten nach vorne die Menschen eingeklemmt, dass man buchstäblich keine Hand rühren konnte.  Diese Fahrt vergesse ich Zeit meines Lebens nicht.  Begleitet von starker Bewachung fuhren wir nun sehr früh ab, als wir an einer Kirche vorbeifuhren schlug die Glocke gerade.  Niemand wusste wohin, im Auto waren lauter Deutsche, die meisten aus dem Reich.  Auf sehr schlechten Strassen, oft langes Halten, weil durch die Kriegseinrichtungen Strassen unpassierbar oder Brücken zerstört waren, es ging oft wieder zurück, manchmal dachten wir umzustürzen, was uns allen bei Gott schon das Liebste gewesen wäre.  Was wir auf dieser Fahrt ausgestanden, lässt sich einfach nicht schildern.  Der wunde Körper, dieses Holpern beim Fahren, nicht eine Sekunde in der Lage nur um ein Haar ändern zu können, keine Bitten um Gnade wurden gehört, auch zur Notdurft wurde niemand absteigen gelassen, von ober dir brennende Sonne, der Dunst war unerträglich so ging es ohne Unterbrechung bis 5 Uhr nachmittags, als wir im Gafängnishof in Oppeln einfuhren.

Absteigen konnte niemand, weil alle Glieder erstarrt, zum Teil buchstäblich abgestorben waren.  So wurden wir wie die Hunde heruntergerollt, unten am Boden mit Fusstritten empfangen, zwei Männer waren tot. Es hatte ihr Sterben niemand bemerkt – ich glaube, ich kann die Not nicht schildern, weil ich es heute nach sieben Jahren fast selbst nicht mehr glaube, dass man dies ertragen – wirklich erlebt hat.  Die Bewachung, die uns dort in Empfang nahm, waren durchwegs junge Menschen,  ein rothaariger Feldwebel, dieser brüllte, wir sollten aufstehen, ich glaube, dass Herr Landrat fast ohnmächtig war, da  trat ihn diese fuchsrote Bestie derart ins Kreuz und. Geschlechtsgegend, dass er aufschrie. Ich versuchte den grossen Mann aufzurichten und schleppte ihn ins Gefängnis, wo die anderen schon standen.  Die beiden Toten lagen draussen.

Wir mussten uns vollständig auskleiden, die Taschen unserer Anzüge umdrehen und alles wurde weggenommen.  Dann kamen wir und die Kleider zur Entlausung, die Haare wurden geschoren, dann ging es wieder in Keller, ohne jede weiche Unterlage fielen wir auf den Steinfliesen zusammen.  Es kam dann das erste Essen des Tages, eine Krautsuppe, Sauerkraut in Wasser gekocht, wir verschlangen trotz allem Dreck an den Konservenbünchsen, in denen es gereicht wurde, den Frass gierig.  Dann wurden wir namentlich aufgeschrieben, Herr Landrat und ich wurden zur Polizei mit dem Wort “Sibinsky” eingeteilt.  Uns war alles gleich, es konnte ja unmöglich lange mehr dauern.

Es gab die folgenden Tage 3 mal Krautsuppe, die Folge war natürlich, dass alle ruhränlichen Durchfall bekamen.  Die Kübel für die Notdurft reichten bei weitem nicht aus, sie liefen über und wurden ebenfalls nur früh und abends entleert.  Eines Morgens wurden wir am Hof herausgeführt u. konnten dort unsere Notdurft verrichten.  Es lagen Bretter über einer Erdaushebung, hunderte von Menschen, auch Frauen, ganz junge Mädchen, liefen wie die Wahnsinnigen auf diesen Brettern.  Männer rissen die Hose herunter, Frauen rissen ihre Kleider hoch, wie die Spritzen ging es von uns allen, im selben Moment aber folgen tausende von Fliegen auf unseren entblössten Körper, Frauen schrien auf, Männer stürzten in die Masse -, als wir wieder im Loch waren, sprach ich mit Herrn Landrat über das eben Erlebte, er sagte, dass dieses Bild niemand glauben würde, was wir sahen.

So ging es Tag um Tag.  Der Gestank in der Zelle war unerträglich.  Am 10. Juni kam die erste ärztliche Betreuung, zuerst ein Feldscher, dann eine Ärztin.  Wir erhielten immer Krautsuppe, nichts als Krautsuppe.  Am 15. Juni kamen wir 3 – Landrat – Hauck und ich mit anderen ins Ruhzimmer ganz oben im Gefängnis, dort waren wir 24 Mann, das Blut lief mir effecktiv an den Beinen herunter.  Dort oben erhielten wir keine Krautsuppe mehr, auch täglich etwas Schleimsuppe u. auch Tropfen.  Täglich starb einer, zwei und auf dem Friedhof fuhren täglich 12 – 15 hinaus.  So ging es Tag um Tag.

Ein Berliner konnte russisch, der war also Sanitäter tätig.  Von dem erbat ich mir Tropfen, die ihm die Rote Kreuz Schwester Ruth – den anderen Namen weiss ich nicht mehr, der Vater war am Landratsamt tätig, sie waren vom Zuckmantel, sie war im fremden Krankenhaus tätig – für Herrn Landrat immer stahl, weil sie bei der russischen Ärzten Dienst machte.  Jetzt fiel meiner Schwägerin der Name der Roten Kreuz Schwester ein – sie heisst Ruth Kosma - !  Sie war mit Dr. Moser verschleppt  und auch nach Oppeln gebracht worden.

Es ging Herrn Landrat schon etwas besser.  Auch ich konnte täglich zum Verbinden meiner Wunden zur Ruth gehen, erhielt von der Ärztin auf Ruth’s Bitten Herztropfen für Herrn Landrat und. mich.  Am 2. Juli ging auch Herrn Landrat mit herunter, konnte mit Ruth einige Minuten sprechen, die uns sagte, dass sie am 3. Juli entlassen wird.  Herr. Landrat gab ihr Grüsse an Sie gnädige Frau auf.-  Sie ist – wie ich später erfahren konnte – nur nach Freiwaldau gekommen  -  Gott weiss, wem sie in die Hände fiel.-  Am 4. Juli wurde Herrn Landrat wieder schlechter, er fiel einige male in Ohnmacht, ich bat den Sanitäter um die Ärztin, die auch kam und Herrn Landrat in eine Zelle neben ihrem Ordinationsraum nahm.  Am 5. Juli ging ich verbinden, ich bat meinen Kameraden besuchen zu dürfen, weil er heute Geburstag hat.  Die Ärztin sagte erst nein –  liess mich aber dann zu ihm.  Meine Wünsche blieben unerfüllt – als wir uns zum Abschied küssten, wusste ich, dass es ein Abschied für immer war.  Am 6. Juli ging er auf das gegenüberliegende Klosett, brach dort zusammen und verschied nach kurzen Augenblicken, wie mir die Ärztin nach meinem Verbandanlagen sagte.

Er lag am Gang – ich konnte vor Tränen nicht sehen – ich glaube die Augen waren geschlossen.  Er war schon kalt.  Seine letzten Worte gestern kamen mir uns Bewustsein -  “Karl, wenn du erst überlebst, suche meine Frau und sage ihr, ich lasse sie grüssen und die Kinder, ich bete um Gottes Schutz für sie”. – Meine Bitte, mit auf den Friedhof fahren zu dürfen, brachten mir nur Faustschläge ein. Der Ortsbauernführer von Hannsdorf, Kreis Glatz – Namen weiss ich nicht mehr, war mit draussen.  Herr Landrat liegt mit nur 2 anderen Kameraden, wer weiss ich nicht, in einem Grab, nackt – am Friedhof bei Oppeln, den Namen der Ortschaft weiss ich auch nicht mehr, über der Oder.  Ich finde ihn aber, wenn einmal der Tag kommen sollte.  Über seinem Grab sind an der Mauer mit Stein einige Striche eingeritzt.  Der Ort ist sicherlich auffindbar.  Es liegen ja nicht hunderte dort begraben nur immer 7 – 8 in einem Grab.-  Das ist das Ende Ihres Gatten, gnädige Frau, des Vaters Ihrer Kinder.

Er hat viel, viel Leid ertragen müssen, viel mehr als sich ein Mensch vorstellen kann, seelisches Leid – Herzeleid-.  Gott wird barmherziger sein als die Menschen es sind.  Sehr verehrte gnädige Frau, dies ist der Bericht, welchen ich Ihnen geben musste, vor dem ich mich aber fürchtete.

Am 15. Nov. 1945 wurde ich von den Russen in einem Zustand entlassen, der mehr als erbarmungswürdig war.  Einen Tag später sass ich bei den Tschechen im Kerker. Der Staatsanwalt hatte “Lebenslänglich” beantragt, ein Tscheche rettete mich auf 8 Jahre Zuchthaus.  Was ich noch erleiden musste, welche Demütigungen und wie furchtbar die Zwangsarbeit war, wird niemand von mir erfahren, weil man diese Dinge nicht erzählen kann, sowie niemand von meinen Angehörigen etwas erfährt, wie es war, was ich Ihnen ja doch nicht sagen u. nicht schreiben.  Heute hängt auch über dieses Geschehen schon ein milderer Schleier.-  Am 29 Dez. 1951 wurde ich mit 254 Kameraden entlassen, nach genau 80 Monaten unsagbarem Leid und Not.  16 Monate erhielt ich nachgesehen.  

Unser armes deutsches Volk und unser armes Vaterland.  

Ihr ergebener Karl Bittmann

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